Das ehemalige Birkmannsweiler Backhaus

Die Geschichte über die Bewohner und die Eigentumsverhältnisse dieses Gebäudes

Erstmals Erwähnt bei der Urvermessung in Birkmannsweiler 1832 als Geb. Nr. 91, Mitten im Dorf


Wohnhaus: 5,0 Rth = 41 m²

Hofraum: 1,4 Rth

Summe: 6,4 Rth 52,5 m²


Eigentümer 1832: Carl Friedrich Schrag

Im Jahre 1840 verkauft der Eigentümer Schrag das Gebäude an den Schneider David Krauter. Der Kaufvertrag vom 25 Juli 1840 beschreibt das Gebäude wie folgt:

Gebäude No 91, eine kleine zweistokigte Behausung mitten im Dorf, neben alt Conrad Klöpfer und Andreas Hehr , zinst in No 12. Lehen und ist der Kauf geschehen für und um 175 f „einhundert siebenzig fünf Gulden“ bar Geld oder von Jacobi 1840 an mit 5% von hundert verzinslich zu bezahlen, Weinkauf 1 f. Alle auf diesen Kauf gehenden Unkosten wie auf Accise und den anbedungenen Weinkauf leidet der Käufer ganz allein und bitten um gerichtliche Radifikation.

In Kraft der Unterschriften:

Verkäufer: Carl Schraag

Käufer: David Krauter

Am 28.3.1842 verkauft ein Immanuel Gottlieb Klöpfer von Winnenden sein 1840 erworbenes Anwesen an David Klöpfer, Schneidermeister

Gebäude No. 91 eine kleine zweistokigte Behausung, mitten im Dorf, neben Andreas Hehr und alt Konrad Klöpfer, zinst in Konrad Klöpfers Lehen und ist der Kauf geschehen für und um 322 f[1] „dreihundert zwanzig zwei Gulden“ Weinkauf 2 f 18 #

hievon am Tage des Aufstraichs 22 f bar. 100 f vom Aufstraich an mit 5% verzinslich und 200 f auf Jacobi 1842, aber diese 200 f bis dorthin unverzinslich zu bezahlen.

Bis nächst Jacobi 1842 bewohnt der Verkäufer sein Haus wie bisher ohne -Schadensersatz dagegen abzuraichen.

Weiter wird vereinbart : Die Geistesschwache Ehefrau des David Krauter ist in dieses Haus so lange sie lebt mit Dach und Fach unentgeltlich eingedingt

Im weiteren Verlauf wir dieses Gebäude noch mehrmals den Besitzer wechseln bis es 1880 in den Besitz des Jakob Dobler (jung) gelangt.

Zu dieser Zeit werden aus Brandschutztechnischen Gründen die in den Wohnhäusern eingebauten Backöfen sukzessive abgebaut bzw verboten und sollen durch Öffentliche Einrichtungen ersetzt werden.

1882 erwirb die Gemeinde das Geb. No. 91

Auf den Beruft vom 17.vom Mai des Jahres 1880 stellt die Gemeinde Birkmannsweiler beim K. Oberamt den Antrag auf Einrichtung eines Backhauses in dem Wohnhaus Nr. 91 an der Ortsstraße welches die Gemeinde von Jakob Dobler dem Jüngeren erkauft hat und in dem auch eine Brückenwaage aufgestellt werden soll.

Kaufvertrag mit Dobler

Birkmannsweiler verhandelt am 18.7.1881

Gemäß Beschluss der hiesigen beider Bürgerkollegien vom heutigen, wurde durch Schultheiß Bihlmaier und Gemeindepfleger Haller heute mit Jakob Dobler hier folgenden Kaufvertrag abgeschlossen.

Jakob Dobler Taglöhner hier verkauft der Gemeinde Birkmannsweiler das Gebäude 91 mit 41 m² Wohnhaus, 11 m² Hofraum; 52 qm ein zweistockiges Wohnhaus mit Zubehörden mitten im Dorf , neben David Bihlmaier und Johannes Braun für und um die Summe von 445 Mark.

1881 wird der Bauantrag eingereicht, das Geb. ist ca 8 m lang und 4,50m breit.

Aus dem 2 Stockigen Haus wird der obere Stock abgetragen und der Straßengiebel neu errichtet.

Gegen den Bauantrag wurden keine Einwendungen erhoben.

Für die Brückenwaage bezahlte die Gemeinde an Krauter aus Winnenden57,70 Mark

Die Herstellung des Backofens erhielt der Steinhauer Jakob Haller 479 Mark

1894 wurde am Backofen der Boden erneuert und neue Türen eingebaut

Auch das Dach wurde mit neuen Schindeln versehen. Reparaturen fielen immer an.

Nach Unterlagen im Archiv wurde 1901 Philipp Kögel die Verpachtung des Backhauses übertragen. Er Hatte dafür zu sorgen dass die Backabläufe geordnet verlaufen 1903 wurde das Backhaus auf weitere 3 Jahre an Philipp Kögel um 50 Mark verpachtet. Für seine Aufsicht und seinen Dienst dufte er von den Benützern des Backhauses einen kleinen Obolus einnehmen.

Am 29.12.1920 wurde die Besorgung des Backhauses bis 1923  neu ausgeschrieben und an Ernestine Rommel vergeben, wobei folgende Bedingungen vereinbart wurden

Bedingungen

  1. Der Ordner über das Backen im Gemeindebackhaus hat ein Verzeichnis zu führen, worin er jeden der das Backen bestellt genau schreibt.
  2. Für die Reinhaltung des Backhauses hat er zu sorgen, auch vor demselben hat er die Straße zu reinigen.
  3. Von jedem der das Backen bestellt, hat er 10 Pfg. anzusprechen, ob derjenige Viel oder wenig backt.
  4. Das Backen darf nicht mehr als 8 Tage vorher bestellt werden. Wer bälder bestellt darf nicht berücksichtigt werden.
  5. Die Holzasche hat der Backhausbesorger anzusprechen.
  6. Beim Obstdarren kann er nach dem Quantum des gedörrten Obstes eine entsprechende Bezahlung verlangen.
  7. Wenn einer, der das bestellt, allein Backen will, so kann der Pächter von demselben 1 Mark verlangen, einen Anspruch auf längere Backzeit oder sonstige Vergünstigungen hat er dadurch nicht.
  8. Die Backzeit beträgt 4 Stunden

Backzeiten

Sommers  

                   1.)      von   5 Uhr morgens       bis          9 Uhr      morgens

                   2.)      von   9 Uhr morgens       bis          1 Uhr      mittags

                   3.)      von    1 Uhr mittags         bis          5 Uhr      nachmittags

                   4.)      von    5 Uhr nachmittags  bis          9 Uhr      abends

Winters

                   1.)      von    6 Uhr morgens       bis          10 Uhr    morgens

                   2.)      von    10 Uhr morgens     bis          2 Uhr      nachmittags

                   3.)      von    2 Uhr nachmittags  bis          6 Uhr      abends

                   4.)      von    6 Uhr abends         bis          10 Uhr     nachts.

Dann kam die Inflation Die Backgebühren stiegen,  im Jahr 1923 musste Backhausbesorgerin an die Gemeinde anstatt 50 M wie 1903 nun  3.500 Millionen Mark an die Gemeinde bezahlen und von jedem der das Backen anmeldet kann sie 50 Millionen Mark erheben.

1924 wurde die Waage entfernt Wahrscheinlich weil zu der Zeit eie Bodenwaage in der Hofäckerstraße gebaut wurde.

1960 wurde der Backofen nach längerer Diskussion im Gemeinderat   grundlegend erneuert. Mit den Arbeiten wurde Öttinger aus Baach beauftragt.Die Kosten wurden auf 800mark geschätzt

Das Backhaus wurde im Jahr 2003 von einer Gruppe Backhausbenutzer, unter Federführung von der Familie Bihlmeyer, neu gestrichen. Eingeweiht wurde das neu gestrichene Häuschen mit einer zünftigen Hocketse, deren Erlös die Materialkosten hereinbringen sollte.

von links: Lisbeth Bihlmeyer, Traude Weng, Edith Kögel, Elsa Schäfer, Luise Ziesel, Gretel Schäfer

2008 wurde von Bürgermeister  Norbert Sailer der Feuerwehrabteilung Birkmannsweiler die Erlaubnis erteilt im und um das Backhaus eine Hocketse abzuhalten.


Originalaufschrieb aus dem Archiv von Hans Kuhnle: