Aussegungshalle

Nach Gründung der Kultur und Heimatvereinigung am 26.2.1996 wurde das geplante Ziel, die Errichtung einer Aussegnungshalle in Birkmannsweiler, sofort tatkräftig in die Wege geleitet. Der Vorstandsvorsitzende Friedrich Seibold und sein Stellvertreter Pfarrer Martin Staib wurden durch den Seniorentreff mit Marta Widder, Friedrich Bihlmaier und Kassier Willy Weng im Vorstand unterstützt.

Mit der Stadt Winnenden wurde wegen Baugrundstücken für die Aussegnungshalle beim Friedhof verhandelt. Es kam zu folgender Vereinbarung : Die Stadt erwirbt die Grundstücke (Wert 250.000 DM) und baut die Außenanlage, der Verein das Gebäude. Eine enge Zusammenarbeit wurde vereinbart. Unzählige Sitzungen und Besprechungen im Vorstand, in den Ausschüssen, unter und mit den Architekten, mit der Stadtverwaltung und mit Handwerkern folgten. Alle Festlegungen wurden in großem Einvernehmen getroffen und gründlich ausgearbeitet. Aktionen zur Gewinnung von Geld, Baustoffen und Helfern wurden festgelegt.

Die Bevölkerung wurde von Anfang an regelmäßig über Informationsblätter, Berichte der Winnender Zeitung und durch das Amtsblatt der Stadt Winnenden informiert.

Schon im Mai 1996 erfolgte der Auftakt mit einem Dorffest und einer Haussammlung. Etwa 600 Einzelspenden wurden getätigt. Eine richtige „Mitmachbewegung“ wurde ausgelöst. Um Geld einzusammeln veranstaltete die K&H gemeinsam mit den Vereinen mehrere Kirchplatz-Hocketsen. Die Senioren luden zum Schlachtfest in die Buchenbachhalle. Weitere Aktionen der Vereine und von Geschäftsleuten erbrachten bis Bauende insgesamt 370.000 DM an Spendengeldern. Ein Spendenbarometer in der Ortsmitte zeigte das Wachstum der Spenden an.

Die örtlichen Architekten und Ingenieure Dieter Rommel, Walter Rommel, Hardy Kögel und Patrick Philipp entwickelten gemeinsam und ohne Berechnung einen kühnen Bauentwurf samt Statik der auch die Zustimmung des Gemeinderates und der Stadtverwaltung fand.

Danach begannen die konkreten Verhandlungen mit allen Bauhandwerkern. Die großen örtlichen Baufirmen J.Klöpfer & Söhne, Erich Kögel GmbH, Krämer Hoch-und Tiefbau Winnenden, Fessmann GmbH, Erich Schief GmbH, Stein Stukkateurbetrieb GmbH, Hermann Andrä, Wolfgang Kögel und die  Ziegelwerke Hess aus Waiblingen sicherten der K&H im vorab großzügige Unterstützung zu. Alle anderen Handwerksbetriebe machten später in derselben beispielhaften Zusammenarbeit mit. Viele Baustoffe und Ziegel wurden gespendet. Der hierdurch erarbeitete Wert lag bei ca. 300.000 DM.

Die Senioren gründeten eine Bautruppe, die legendäre Rentner-Gang. Die Rentner-Gang war eine Gruppe von Rentnern mit praktischer Berufserfahrung, mit Baumaschinenpraxis und Bereitschaft zur ehrenamtlichen Mitarbeit. Werner Klöpfer und Hans Kuhnle leiteten den Bautrupp. Poliere waren im wesentlichen Heinz Egner und Karl Ulrich. Über 80 Freiwillige im Alter von 16 bis 80 Jahren arbeiteten auf der Baustelle. Metzgerei Eger und Bäckerei Maurer versorgten täglich die Baustelle während der Bauzeit. Auch Metzgerei Neuhaus, Bäckerei Rudi Pflumm, Getränke Epple, Getränke Weihnacht, Frau Schlagenhauf (Sängerheim), sowie zahlreiche Einzelspender/innen mit Kaffee, Kuchen und Getränken wirkten bei der Versorgung mit. Die ausgezeichnete Versorgung trug wesentlich zur fröhlichen Stimmung auf der Baustelle bei. Er wurden bis zum Richtfest etwas 2000 freiwillige Aufbaustunden geleistet, beim Innenausbau weitere 2000 Stunden.

Am 28.9.1996 erfolgte der erste Baggerbiss durch Oberbürgermeister Fritz. Das Richtfest konnte bereits nach 71 Tagen, am 7.12.1996 gefeiert werden.

Dazu ein kleiner Ausschnitt aus der Ansprache von Friedrich Seibold beim Richtfest:

Sie alle meine Damen und Herren, haben dazu beigetragen, dass wir uns heute hier vor der Aussegnungshalle zum Richtfest versammeln können, gemäß dem Bauzeitenplan am Samstag, dem 29.März 1997 — Es stimmt wohl irgendetwas nicht mit dem Bauzeitenkalender!  Herr Architekt Hardy Kögel, Bauleiter dieser rasenden Baustelle, was läuft hier ab? Lassen Sie sich bitte eine Begründung einfallen!

Ich muss aber noch drei Bemerkungen loswerden, die ebenfalls von der Planern be- und verantwortet werden müssen:

1.Stimmt es, dass unser Tempomacher und Senioren-Capo – ich nenne wegen des Datenschutzes keine Namen –seine Senioren-Truppe schon mauern ließ, bevor in den Köpfen unserer drei hiesigen Architekten Dieter Rommel, Walter Rommel und Hardy Kögel überhaupt ein Plan genehmigt war?

2.Stimmt es, daß man uns ein Bußgeldverfahren anhängen will wegen zu schnellen Bauens und Überholens aller denkbarer Instanzen?

3.Trifft das Gerücht zu, daß die Senioren tatsächlich geplant hatten, den 1.Spatenstich, das Richtfest und die Einweihung gleichzeitig zu feiern?

Lieber Herr Bauleiter Hardy Kögel, Sie haben das Wort……

Friedrich Seibold

Der Rohbau wurde mit dem Einbruch der Kälte winterfest gemacht. Im Frühjahr 1997 begannen die Innenausbauarbeiten. Die Arbeiten wurden dank dem unermüdlichen Einsatz vieler Helfer und guter Planung problemlos, schnell und solide abgewickelt.

Aus diesem Grund und auch um die Fertigstellung der Außenanlagen zu beschleunigen, bot die K&H der Stadt in einer zusätzlichen Vereinbarung an, gegen eine Kostenpauschale von 250.000 DM die gesamten Außenanlagen nach den Plänen von Gartenarchitekt Siegmund (Metzingen) herzustellen. Der Kostenvoranschlag der Stadt lag bei rund 300.000 DM. Die Bauleitung übernahm Hans Kuhnle. Er setzte mit hohem persönlichem Einsatz und mit tatkräftiger Mithilfe der Rentner-Gang die Pläne um. Die örtlichen Landschaftsgärtner Willi Bihlmeyer und Karl Schaad trugen wesentlich zur Bodenaufbereitung und Bepflanzung bei. Sie wurden dabei von Mitgliedern des Obst- und Gartenbauvereins unterstützt. Es wurden dadurch weitere 500 Arbeitsstunden geleistet.

Auch für die Innenausstattung der Aussegnungshalle wie Bestuhlung, Beleuchtung, Beschallung und ein Tasteninstrument war die K&H verantwortlich. Da für die Innenausstattung die bisherigen Spendenmittel nicht mehr ausreichten, konnte man sich über eine Stuhlspendenaktion für 100 DM einen eigenen Stuhl kaufen. Alle 100 Stühle wurden verkauft.

Am 27.7.1997 wurde zur Einweihung der neuen Aussegnungshalle zum ökumenischen Gottesdienst und Festakt eingeladen. Im Anschluss gab es eine Hocketse rund um die Dorfkirche, veranstaltet von den Kirchen, Vereinen und Organisationen in Birkmannsweiler.

Restarbeiten wie Bepflanzungen, Zäune und weitere Kleinigkeiten mussten noch erledigt werden. Die von Frau Hildegard Heinzel zur künstlerischen Ausgestaltung entwickelten farbigen Kunstglasfenster für das Lichtband auf der Südseite mit dem Thema “Licht auf dem letzten Weg“ konnten Dank einer speziellen Spende der Fessmann-Stiftung vorzeitig eingebaut werden.

Bei der Gedenkfeier zum Totensonntag am 23.11.1997 wurde dann die fertig gestellte Aussegnungshalle mit einem Festakt an die Stadt Winnenden als neuem Eigentümer übertragen.  

Finanzierung des Gesamtprojekts

Spenden (650 Einzelspenden)ca. 200.000 DM
Einnahmen durch Aktionca. 170.000 DM
Zuschuss Stadt Winnenden ca. 250.000 DM
Nicht Berechnete Bauleistungen und Materialspendenca. 300.000 DM
Eigenleistungenca. 305.000 DM
Gesamtaufwandca. 1.225.000 DM
Davon Anteilig für die Aussegnungshalle mit Einrichtung und allen Maßnahmen 975.000 DM, für die Außenanlagen 250.000 DM.